Hamburger Abendblatt vom 24. November 2008

Wörtliche Abschrift des Artikels aus dem Hamburger Abendblatt vom 24. November 2008.

Fremdsprachen: Alle Sinne der Kinder werden angesprochen
Die "Amiguitos" lernen spielend spanisch
Die Mexikanerin Ariadna Markschies-Torres unterhält sich mit den Mädchen und Jungen nur in ihrer Muttersprache.
Von Frank Knittermeier
Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg - Die Kinder sitzen im Kreis auf dem Teppich und beobachten Ariadna, die einige große Karten mit Zahlen herumzeigt und sie dann umgedreht auf den Boden legt. Martin dreht eine Karte um - sie zeigt eine drei. "Tres", sagt der Knirps und jubelt. Ariadna lobt ihn: "Muy bien." Und so geht es weiter: El Cinco, die Fünf. El Siete, die Sieben. Die Kinder im Kindergartenalter freuen sich, auch wenn sie nicht alles verstehen, was Ariadna ihnen da pausenlos auf Spanisch erzählt. Sie lachen, wenn die Lehrerin zwei von ihnen auf den Schoß nimmt und das Lied vom "Elefante" anstimmt. Anschließend setzen sich alle an den Tisch und malen. Untereinander sprechen die Kinder deutsch, Ariadna aber redet sie pausenlos auf spanisch an, macht dabei große Gebärden und spielt mit der Mimik.
Was hier in einem Gruppenraum der Kaltenkirchener "Tausendfüßler" am Krückauring vor sich geht, hat Methode. Ariadna Markschies-Torres, vor 34 Jahren in Mexiko geboren und seit 2003 in Oersdorf zu Hause, unterrichtet Spanisch. "Amiguitos" ("Kleine Freunde") heißt der Kinderkursus, in dem den kleinen Teilnehmern die fremde Sprache ohne das Pauken von Vokabeln und Grammatik vermittelt wird.
Natürlich verstehen die Kinder zunächst kein Wort, wenn Ariadna, die ihre beiden Kinder selbst zweisprachig aufwachsen lässt, mit ihnen redet. Aber die Kinder merken schnell, was sie meint. "Ich spreche alle Sinne an", sagt Ariadna Markschies-Torres, die Außenhandels-Betriebswirtschaft studiert hat. Das spielerische Lernen der Fremdsprache soll den Kindern in ihrer intellektuellen Entwicklung weiterhelfen und ihnen neue Horizonte eröffnen. Übersetzungen vom Spanischen ins Deutsche kommen nicht vor. "Das brauchen die Kinder nicht; sie lernen die Sprache schneller als Erwachsene." Durch das ständige Plappern ihrer Lehrerin prägt sich den Kindern die fremde Sprachmelodie ein. Die Bedeutung einzelner Wörter oder ganzer Sätze nehmen sie nebenbei auf. Sie lernen Spanisch wie sie ihre Muttersprache gelernt haben.
Ariadna Markschies-Torres ist Unternehmerin in Sachen Spanischunterricht. "Amiguitos" ist ein Franchise-Unternehmen, das 2004 von zwei Müttern in Bremen gestartet wurde und inzwischen in 22 deutschen Städten Niederlassungen hat. Ariadna hat sich erst vor wenigen Monaten entschlossen, ihre privat erworbenen Kenntnisse bei der zweisprachigen Erziehung ihrer Kinder Allesandro (3) und Isabella (17 Monate) auch beruflich zu nutzen. Sie bietet inzwischen verschiedene Kurse für Mädchen und Jungen im Kindergartenalter und im Schulalter im "Tausenfüßler"-Haus in Kaltenkirchen (freitags) und im Familienzentrum Henstedt-Ulzburg im Ulzburg-Center (montags) an.
"Für viele Eltern ist Spanisch eine gute Alternative zum Englischen", hat Ariadna Markschies-Torres festgestellt. Keine schlechte Entscheidung: Spanisch ist immerhin eine Weltsprache, die muttersprachlich von 420 Millionen Menschen gesprochen wird. Auch wenn die Eltern nicht unmittelbar an den Kursen teilnehmen, so haben sie doch die Chance, von den Sprachkursen ihrer Kinder zu profitieren: So gibt es von "Amiguitos" ein zweisprachiges Märchenbuch, es gibt eine Lehr-CD und ein Arbeitsbuch.